Autofahren in Japan

Wer nur dieses Blog liest und mich sonst nicht kennt muss glauben, ich wäre vom Fuji gefallen (oder so ähnlich). Ich bin kein Blogger. Immer wieder versucht. Immer wieder aufgehört. Aber zumindest meinen Erlebnisbereicht zum Autofahren in Japan, der seit meiner Rückkehr irgendwo in meinen Hirnwindungen mehr oder weniger existiert hat und den ich jedem wohl jedem, der ihn hören wollte (oder nicht), persönlich schon gegeben hatte, will ich endlich schreiben.

Die Menge an Leuten, die nach Japan reisen, da ein Auto mieten, darüber was ins Internet schreiben und das auch noch auf Deutsch ist verschwindend gering. Nach ein paar Stunden bin ich natürlich kein Experte fürs Autofahren in Japan, aber ein paar nützliche Informationen und persönliche Eindrücke kann ich weitergeben.

Bei der Geschäftsstelle der JAF in Tokio hatte ich mir ein paar Tage vorher eine englische Version der offiziellen Verkehrsregeln besorgt. Die Regeln sind weitgehend identisch zu denen in Deutschland, innerhalb Europas findet man mindestens genauso viele Unterschiede. Ein paar Regeln, die mir wichtig erscheinen:

  • Allgemein ist das Tempolinit 60 km/h, auf Autobahnen bis zu 100 km/h.
  • Zur Vorfahrt gilt allgemein: Hauptstraßen haben Vorfahrt vor Nebenstraßen. Bei gleich großen Straßen gilt links vor rechts.
  • Ein Schild Vorfahrt achten gibt es nicht; das was so wie das bekannte aussieht, fordert dazu auf, langsam zu fahren.
  • Die komplett rot ausgefüllte Version ist ein Stoppschild.
  • Gelbes Blinklicht heißt langsam fahren (so wie das eben erwähnte Schild), rotes Blinklicht ist äquivalent zum Stoppschild.
  • An Bahnübergängen ist anzuhalten.

Allgemein fahren die Japaner recht regelkonform; aber es gibt so ein paar Punkte, mit denen sie es nicht so genau nehmen:

  • Ich selbst habe es nicht gesehen, aber bei Rot schnell noch über die Ampel zu fahren, ist nach einhelligen Berichten im Netz recht häufig.
  • Ich habe mich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen gehalten, hatte aber das Gefühl, die Japaner wären gerne 20 km/h schneller gefahren.
  • An Bahnübergängen hält praktisch niemand.
  • Gerade die kleinen Kei-Cars sind dafür bekannt, mal etwas knapp vor einem aus einer Seitenstraße zu kommen. Ist mir zwei- oder dreimal passiert, war aber nie gefährlich.

Ich hatte befürchtet, mit den Ampeln Probleme zu haben, da die meist hinter der Kreuzung stehen – auf Videos vom japanischen Verkehr habe ich die immer übersehen. Das war aber OK, auch weil meist vor der Kreuze auch noch eine Ampel steht, auf der Rückseite der Ampel für die Gegenrichtung. Das ist aber offenbar regional unterschiedlich. (Wie sich herausstellt sehe ich Ampeln auf Videos irgendwie grundsätzlich nicht. Warum auch immer.)

Insgesamt kam es mir nicht viel anders vor, als in manchem europäischen Land zu fahren. Auch da gibt es andere Fahrbahnmarkierungen, teilweise andere Schilder usw.

Der Linksverkehr war kein Problem. Geholfen hat hier sicher, dass ich mit meinem eigenen Auto schon in England und Wales gefahren war.

Mit dem Lenkrad rechts kam ich besser zurecht, als ich erwartet hatte. Es war anfangs ungewohnt, aber schnell stellte sich heraus, dass mein größtes Problem war, dass ich dauern die Blinker- und Scheibenwischerhebel vertauscht habe. Am Anfang wirklich an jeder Ecke, später dann nur noch, wenn die Situation etwas stressig war. Wie ich danach herausgefunden habe, hängt das von den Automodellen ab. Bei einigen Marken werden auch bei den Rechtslenker-Versionen die Positionen der Hebel beibehalten.

Geholfen hat hier, dass japanische Mietwagen üblicherweise Automatik haben und dass mein Auto in Deutschland auch Automatik hat. Schalten hätte ich mit der linken Hand nicht versuchen wollen. Dazu kam noch, dass es sogar fast das gleiche Auto war, ein Toyota Vitz. Unter diesem Namen wird der Toyota Yaris, den ich hier fahre, in Japan verkauft. Einziger Unterschied: Ich habe die Hybrid-Version (die es wiederum in Japan nicht gibt; eigentlich müsste ich dazu auch mal was schreiben), aber der ist nur vorne ein paar Zentimeter länger und ansonsten identisch.

Fazit: Fürs erste Mal in Japan würde ich es nicht empfehlen, aber um an Orte zu kommen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln schwer oder garnicht zu erreichen sind, ist ein Mietwagen durchaus eine sinnvolle Idee. Wer schon in einem Land mit Linksverkehr oder gar mit Rechtslenker gefahren ist, wird keinerlei Probleme haben.

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